In der Zeit von 1991 – 2003 besuchte ich, Etagegne Girma-Bierig, mehrmals meine äthiopische Heimat. In diesen 12 Jahren veränderte sich die Lebenssituation vieler Äthiopier grundlegend. Besonders nachdenklich machte mich die Erfahrung, dass von Besuch zu Besuch immer mehr Straßenkinder und obdachlose Jugendliche das Straßenbild von Addis Ababa bestimmten. Ich erlebte sehr schockierende Einzelschicksale. Besonders die Lebenssituation der Kinder, die beide Elternteile durch Aids zum Teil in kurzer Zeit verloren hatten, machte mich sehr betroffen. | |
Im Frühjahr 2003 war ich nochmals zu einem Besuch in Addis Ababa. Während dieses Aufenthaltes erlebte ich, wie Hunderte von Kindern auf den Straßen von Addis Ababa ziellos umherirrten, verwahrlosten und keinerlei Zukunftsperspektive hatten. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland entschloss ich mich gemeinsam mit meinem Mann, Marius Bierig, der mehrere Jahre als Entwicklungshelfer in Äthiopien gearbeitet hat, aktiv zu werden und mit Hilfe eines Vereins Kindern in Äthiopien zu helfen. | |
So wurde im April 2004 in Deutschland und Äthiopien der Verein „ Let me be a child" e.V. gegründet. Ich nahm in Äthiopien mit vielen Hilfsorganisationen Kontakt auf, um unsere Ideen vorzustellen. Unser Privathaus in Addis Ababa wurde für die Arbeit zur Verfügung gestellt, um dort 15 Waisen und Halbwaisen im Alter zwischen 5 und 12 Jahren tagsüber unabhängig von Herkunft und Religion zu betreuen. Die ersten Jahre waren geprägt von organisatorischen Aufbauarbeiten, um die tägliche Betreuung der Kinder so zu gestalten, dass wir dem Ziel einer ganzheitlichen Betreuung sehr nahe kommen. Nach relativ kurzer Zeit durch konsequentes Umsetzen unseres Konzeptes wodurch die grundlegende Versorgung der Kinder sichergestellt war, zeigten sich deutliche positive Veränderungen bei den Kindern. Das systematische therapeutische Arbeiten mit den Kindern veränderte sehr stark ihre Einstellung zu sich selbst, Selbstvertrauen, Eigenständigkeit und Eigenverantwortung rückten mehr in den Vordergrund. Sehr intensiv arbeiteten wir mit den Restfamilien zusammen. Wir renovierten zum Teil ihre Wohräume und stellten jedem Kind ein Bett mit Bettwasche zur Verfügung. Im Jahr 2006 erkannten wir, dass unser derzeitiger Projektstandort für den Aufbau von Kleinwerkstätten, die wir zur praktischen Ausbildung der Kinder unbedingt brauchen, nicht geeignet ist. Außerdem war es unser Wunsch weitere Kinder in unserem Projekt aufzunehmen. Beide Vereine erarbeiteten ein Erweiterungskonzept, mit dem Hauptziel einen neuen vereinseigenen Projektstandort aufzubauen. Im Frühjahr 2007 war es dann so weit. Mit Hilfe der tatkräftigen Unterstützung einer Stiftung erwarb der Verein ein eigenes Projekthaus. Es wurde im May 2007 renoviert und die Zahl der Kinder, die vom Projekt unterstützt werden wuchs auf 40 an. An dem neuen Projektstandort können nun die Workshops ( Bäckerei, Schusterei, Steinmetzarbeiten, Näherei) entwickelt werden, die wir für die praktische Arbeit mit den Kindern unbedingt brauchen. | |
Die Ziele Nach unserem Verständnis braucht ein hilfsbedürftiger Mensch materielle und seelisch-geistige Unterstützung, um sich positiv entwickeln zu können. Wir wollen durch unser Projekt beide Ebenen der bei uns aufgenommenen Kinder ansprechen. Ziel unserer Arbeit ist es, Freude, Hoffnung und Zuversicht in den Kindern zu wecken und aufzubauen ohne soziale, kulturelle, ethische und religiöse Grenzen. Es soll eine Atmosphäre des Vertrauens geschaffen werden. Unser Hauptziel ist, unseren Kindern durch ein vielschichtiges Programm Selbstbewusstsein zu vermitteln, um sie dadurch in die Lage zu versetzen, ihr eigenes Leben in der äthiopischen Gesellschaft zu meistern. Gleichzeitig sollen im Projekt Arbeitsplätze für sozial benachteiligte Frauen geschaffen werden. | |
Was wurde in den ersten zwei Jahren erreicht ? Kinder |
Alle Kinder haben eine erfreuliche Entwicklung begonnen. Ihr gesundheitlicher Zustand ist stabil. In den ersten zwei Jahren hat jedes Kind im Durchschnitt 10-12 kg zugenommen. Die Kinder sind wacher, aufnahmebereiter und zeigen reges Interesse am Begleitprogramm. Die schulischen Leistungen haben sich bei jedem Kind verbessert, einige Kinder konnten sogar Klassen überspringen. Es wurden im letzten Jahr drei neue Kinder aufgenommen, die in einem Vorschulprogramm unterrichtet werden.